Mit Hunden unterwegs im Riesengebirge - Das (noch) perfekte Wandergebiet in Polen
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Mit Hund und Rucksack unterwegs im Riesengebirge |
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Eine Prise Bergluft schnuppern |
„Das ist doch nicht dein
Ernst, oder?“ Schockiert und fassungslos erstarre ich vor meiner
Wanderkarte, als meine Frau mir von Ihrem Gespräch mit einer
Hüttenwirtin aus der polnischen Tatra berichtet.
Ich sitze spät am Abend
auf unserer Veranda und plane schon eine ganze Weile unseren
spontanen Wanderurlaub in der Hohen Tatra. Vor ein paar Stunden haben
wir uns eine Unterkunft gebucht, mitten in Zakopane, dem Hotspot in
der polnischen Tatra. Ein kleines Holzhäuschen soll es sein, damit
wir etwas Freiraum haben wenn wir mit einem unserer Hunde unterwegs
sind. Die Basis Unterkunft steht also und nun schaue ich mir gerade
an, welche Wanderungen wir unternehmen können und in welcher der
zahlreichen Berghütten wir, mit unserem Hund, übernachten können.
Meine Frau fragte eine der
Übernachtungsmöglichkeiten an und als sie erwähnte das wir mit
unserem Hund übernachten möchten, verneinte die Wirtin uns die
Möglichkeit zu übernachten bzw. erläuterte Sie, das man den
gesamten Nationalpark Hohe Tatra nicht mit Hunden betreten dürfte.
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Selbstverständlich ist der Hund an der Leine zu führen |
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir
ehrlich gesagt keine Gedanken darüber gemacht, ob ich mit meinem
Hund irgendwo wandern darf oder nicht. Es mag sein das mein naives
Denken etwas beschränkt ist, aber weshalb mein Hund Schäden
in einem Nationalpark etwa an Flora und Fauna anrichten könnte, wurde mir
bisher noch von keinem der sogenannten Naturschützer plausibel
erklärt. Zumal in den Nationalparks das Wegegebot gilt und man ausschließlich auf den markierten Wanderwegen unterwegs sein darf.
In Polen ist das Betreten
der allermeisten Nationalparks mit Hund verboten. Ob der Nationalpark
Hohe Tatra (Tatrzański Park Narodowy), Nationalpark Pieninen
(Pieniński Park Narodowy)
oder der Bieszczady Nationalpark (Bieszczadzki Park Narodowy)
um hier nur einige zu nennen, nirgends darf man die Natur zusammen
mit seinem Hund genießen. Das Bußgeld ist mit 500 polnischen Zloty
festgesetzt, das sind ca. 125 Euro. Natürlich wird man auch zusätzlich aus dem Nationalpark verwiesen und muß diesen verlassen.
Im
Riesengebirge ist das noch anders. Es wurde zu Beginn des Jahres 2017
schon einmal ein Teilverbot erlassen und eine Karte veröffentlicht
die bestimmte Wege kennzeichnete, die man mit Hunden nicht mehr
betreten durfte. Dieses Verbot wurde nach einigen Wochen aber wieder
aufgehoben und es ist wieder möglich das ganze Gebirge mit dem
besten Freund des Menschen zu erkunden.
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Die mit X markierten Wege waren zeitweise für Hunde gesperrt |
Es gibt unzählige schöne
Wege und Wälder hier. Jeder Fotospot und jedes Wanderziel ist mit
dem Hund erreichbar. Ich gehe in die Berge und in die Natur im
Allgemeinen um Ruhe zu finden, Stress abzubauen und mich zu erholen.
Das kann ich außerordentlich gut, wenn ich meine Hunde dabei habe.
Mit Sicherheit habe ich wesentlich mehr Wanderungen unternommen mit
meinen Hunden zusammen als ohne sie und ich kenne keinen einzigen Wanderweg im
gesamten Riesengebirge den man nicht mit dem Hund begehen könnte,
auch von der Beschaffenheit her. Es gibt keine Klettersteige die man
unbedingt überwinden müsste um zu einem Ziel zu gelangen oder
Eisenstiege die in den Fels gerammt wurden. Die Wege sind in den
allermeisten Fällen breit und nicht zu steinig. Natürlich muss man
sich vor einer Reise ins Riesengebirge erkundigen wo man mit Hund
übernachten darf. Selbstverständlich gibt es Hotels, Pensionen oder
Berghütten in denen Hunde nicht erwünscht sind und das gilt es zu
respektieren. Aus meiner Erfahrung heraus denke ich, das es aber
mindestens in 50% der Unterkünfte kein Problem ist mit seinem Hund
zu übernachten, auch in verschiedenen Berghütten.
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Gemütliches Hundekissen im Berghotel "Spindlerbaude" |
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Centa am Mummelfall in Harrachov |
Beinahe
belustigt es mich zu sehen wie man sich in den polnischen
Nationalparks wohl keine besseren Gedanken machen kann als darüber,
wie man die Hunde aus den Parks heraus halten kann. Die meisten
Erklärungsversuche enden damit das man gewisse Tier- oder
Pflanzenarten angeblich schützen will und der Hund diese erheblich
stören oder gar zerstören würde. Natürlich nicht persönlich mein
Hund, sondern alle Hunde im Allgemeinen. Wenn ich solche absurden
Begründungen hören oder lesen muss, dann hoffe ich immer inständig
das die bedrohten Tier- oder Pflanzenarten hoffentlich auch die
Grenzen der jeweiligen Nationalparks kennen und die Karten ordentlich
studiert haben. In Tschechien oder der Slowakei zum Beispiel kommt
niemand auf die Idee die Nationalparks für Hunde zu sperren.
Ein
Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung Hohe Tatra wollte uns
ernsthaft erklären das die Hunde eine Gefahr für die in der Tatra
lebenden Bären darstellen bzw. diese stören würden.
Das Gebiet
der Hohen Tatra liegt zu 2/3 in der Slowakei und nur zu 1/3 in Polen.
In der Slowakei kann man den gesamten Nationalpark ganz
selbstverständlich auch mit Hunden betreten. Die Bären die dort
leben scheinen sich weniger gestört zu fühlen als die „polnischen“
Bären. Warum halten sich die Bären und Wölfe eigentlich denn nicht
an das Wegegebot in den Nationalparks? Das Betreten der Nationalparks
ist nur auf den markierten Wegen gestattet, hat ihnen denn das
niemand gesagt? Nun wieder im Ernst..
Die
Nationalparkverwaltung in Tschechien geht einen ganz anderen Weg und
überlegt gerade einige Beschränkungen des Nationalparks
Riesengebirge sogar zu lockern oder gar ganz aufzuheben, wie z.B. das
Verbot zu biwakieren oder zu zelten. Ob das die richtige Antwort auf
den immer stärker werdenden Massentourismus ist, kann man sicherlich
auch diskutieren.
Letztendlich
haben wir den Urlaub in der Hohen Tatra letztes Jahr dennoch gemacht, leider ohne
Hund. Es war schon immer ein Wunsch von mir, mal in der polnischen
Tatra zu wandern und zu fotografieren. Das nächste Mal wenn wir in
die Hohe Tatra reisen, werden wir den slowakischen Teil besuchen, mit
einem Hund!
Es hat den Anschein als würden die Damen und Herren
der meisten polnischen Nationalparkverwaltungen lieber auf mich
als Besucher verzichten der mit einem Hund unterwegs ist und der sich
als Naturliebhaber versteht, als auf die Massen an Turnschuhtouristen
die sich mit Bierdosen und schreienden Kindern durch die Berge
bewegen um einen Schnappschuß auf Instagram &
Co posten
zu können. Da man aber in den letzten Jahren anscheinend in Polen
sowieso ohne Gehirn die Nationalparks zerstört, in dem man begonnen
hat die letzten Urwälder Europas abzuholzen, verwundert mich diese
Politik schon nicht mehr, sondern macht mich nur noch traurig.
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Joko und Kleo on Tour |
Solange
wir hier im Riesengebirge noch mit unseren Hunden ungestört wandern
dürfen, werde ich das noch genießen und kann jedem
Hundebesitzer dieses schöne Gebirge nur empfehlen. Stand November
2017
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Auch im Winter sind die Wege angenehm begehbar mit Hund |
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Pause machen an einem der Schneegruben Teiche |
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Mensch und Hund - gemeinsam die Natur genießen |
Hallo, vielen Dank für den schönen Bericht. Du schreibst hier, dass Hunde problemlos mit in die slowakischen Nationalparks dürfen, aber ich finde überall nur, dass das ausdrücklich verboten ist. Wir wollten nämlich dieses Jahr auch in die Hohe Tatra zum Wandern mit Hund, aber das können wir wohl vergessen.
AntwortenLöschenViele Grüße aus Berlin
Jackie
Hallo Jackie.
LöschenDanke für Deinen Hinweis. Mir wurde von einem Mitarbeiter des polnischen Nationalparks Hohe Tatra damals erklärt das es im Gegensatz zum polnischen Teil der Hohen Tatra im slovakischen Teil erlaubt sei und er selbst immer mit seinem Hund dort wandern würde. Ich habe das damals jedoch nicht weiter recherchiert, das werde ich die nächsten Tage nachholen. Hier im Riesengebirge darf man auf jeden Fall noch mit dem Hund zusammen im Nationalpark wandern.